Adjektivflexion
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Das plattdeutsche Adjektiv wird genau wie die Partizipien je nach Kontext stark oder schwach flektiert.1 Wie man die entsprechenden Formen bildet und wann welche Form zu verwenden ist, wird im Nachfolgenden erläutert. Dabei tragen einige Adjektive in der starken Flexion zusätzlich Knick. In solchen Fällen schreiben wir hier ausnahmsweise ë für das tatsächlich gesprochene, wortfinale /ɪ/ der Flexion und lassen das rein orthographische e, dass lediglich Knick anzeigt, ungekennzeichnet.
Starke Deklination
Num. | Val | m. | n. | f. |
---|---|---|---|---|
Sg. | Nom. | blind2 | ||
Dat. | blinden | blinde | ||
Acc. | blinden | blind | ||
Voc. | blinde | |||
Pl. | blinde |
Num. | Val | m. | n. | f. |
---|---|---|---|---|
Sg. | Nom. | droege2 | ||
Dat. | droegen | droegë | ||
Acc. | droegen | droege | ||
Voc. | droegë | |||
Pl. | droegë |
Die starke Flexion verwendet man einerseits dort, wo das Adjektiv ohne Vorwort steht, also zum Beispiel beim unbestimmten Artikel en, aber auch dort, wo es nachgestellt wird:
- de raad, old un nye3
Anmerkungen
1 Das Prädikatsadjektiv bleibt jedoch stets unflektiert.
2 Nur selten begegnet man im Nominativ Formen wie blinder (m.) und blinde (f.). Die Pronominaladjektive welk, self, alle lauten im Neutrum häufig welket, selvet, allet; alle bleibt häufig auch in anderen Kasus unflektiert.
3 Substantivierte Adjektive flektieren jedoch stets schwach: en blinde.
Schwache Deklination
Num. | Val | m. | n. | f. |
---|---|---|---|---|
Sg. | Nom. | blinde | ||
Dat. | blinden | |||
Acc. | blinden | blinde | ||
Voc. | blinde | |||
Pl. | blinden |
Die schwache Flexion steht
1.) nach dem bestimmten Artikel und nach Demonstrativpronomen,
2.) nach Personalpronomen:
- ik olde man
Gemischte Deklination
Num. | Val | m. | n. | f. |
---|---|---|---|---|
Sg. | Nom. | blind | ||
Dat. | blinden | |||
Acc. | blinden | blinde | ||
Voc. | blinde | |||
Pl. | blinden |
Die gemischte Deklination folgt nach en, nen und den Possesivpronomina.
Steigerung
Der Komparativ geht auf -er aus, der Superlativ auf (e)st. Wo möglich, findet Umlaut statt:
- ryk, ryker, rykst
- heet, heter, hetest
- lang, lenger, lengst
Einige Wörter zeigen keinen, andere, insbesondere solche mit l- und r-Verbindungen und/oder langem a, zeigen Formen mit und ohne Umlaut nebeneinander, wobei die umgelauteten Formen jedoch dominieren:
- krank, kranker, krankst
- laat, later, latest / lest
- arg, erger/arger, ergst/argst
- old, elder/older, eldest/oldest
- na, neger/nager, neegst/naagst
Gänzlich unregelmäßig werden folgende Adjektive gesteigert:
- good, bêter, best
- vêle, meer, meest
- lüttek, minner, minst
Der Komparativ lässt sich mit deste / des / de verstärken, der Superlativ mit aller oder durch Umschreibung. Die Steigerungsformen flektieren genauso wie alle anderen Adjektive.
Adverben
Aus Adjektiven bildet man Adverben durch anhängen von -e, -lyk, -lyke oder -lyken, teilweise sind beide aber auch identisch. Beispiele:
- vaste, harde, lange, sachte
- laat
Selten gebrauchte unregelmäßige Bildungen sind:
- good - wol
- lenger - leng
- minner - min
- bêter - bet / bat
- ôeveler, ôevelst - wars, warst